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Jetzt kostenlos anmeldenWind und Sonne machten Wette, Wer die meisten Kräfte hätte, Einen armen Wandersmann Seiner Kleider zu berauben. Wind begann; Doch sein Schnauben Tat ihm nichts; der Wandersmann Zog den Mantel dichter an. Wind verzweifelt nun und ruht; Und ein lieber Sonnenschein Füllt mit holder, sanfter Glut Wanderers Gebein. Hüllt er nun sich tiefer ein? Nein! Ab wirft er nun sein Gewand, Und die Sonne überwand. 1744 – 1803 Johann Gottfried Herder
Heute früh, nach gut durchschlafener Nacht, Bin ich wieder aufgewacht. Ich setzte mich an den Frühstückstisch, Der Kaffee war warm, die Semmel war frisch, Ich habe die Morgenzeitung gelesen, (Es sind wieder Karrieren gewesen). Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter, Es trabte wieder, es klingelte munter, Eine Schürze (beim Schlächter) hing über dem Stuhle, Kleine Mädchen gingen nach der Schule, – Alles war freundlich, alles war nett, Aber wenn ich weiter geschlafen hätt' Und tät' von alledem nichts wissen, Würd' es mir fehlen, würd' ich's vermissen? Theodor Fontane (1819 - 1898) Im Original heißt es ‚Avancements‘ – ich habe es hier mit ‚Karrieren‘ ersetzt.
Grüß Gott, Erlaubt mir, dass ich sitze. Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze? Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll, die Ähren sind zum Bersten voll; Reif sind die Beeren, die blauen und roten, saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten. So habe ich ziemlich wenig zu tun, darf nun ein bisschen im Schatten ruhn. Duftender Lindenbaum, rausche den Sommertraum! Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle? Bald bringt Gewitter Regen und Kühle. Paula Dehmel (1862 - 1918)
Lache nicht, wenn mit den Jahren Lieb und Freundlichkeit vergehen; Was Paulinchen ist geschehen, Kann auch dir mal widerfahren. Sieh nur, wie verändert hat sich Unser guter Küchenbesen. Er, der sonst so weich gewesen, Ist jetzunder stumpf und kratzig. (1832-1908)